Stefan Schridde im Interview auf die Frage: Was passiert, wenn nichts passiert?

“Wirtschaft funktioniert nicht so, daß sie Gemeinwohl freiwillig erzeugt.”

Stefan Schridde von MURKS? NEIN DANKE! zu wirtschaftlichen Automatismen, ökonomischem Magnetismus und fehlendem Gemeinwohl in zentralen Großbetrieben.

Das Interview gibts auch hier auf Vimeo Go to Vimeo home page .

Transkript: “Ja, wenn wir gar nichts tun, dann haben wir so einen seltsamen Treiber in der Wirtschaft selber.Viele vergessen das ja, Karl Marx hat das wunderbar beschrieben.Da gehts […] um die Analyse: Wie funktionieren Systeme, die geldgetrieben sind?Geld bleibt nicht dort liegen, wo der Wert entstanden ist, für den es gegeben wurde. Das Geld wandert dann weg. Wenn sie in einer Stadt Geld ausgeben, heisst das nicht, dass das Geld in der Stadt bleibt.Das wandert einfach woanders hin. Und dann wandert es seltsamerweise gerade dorthin, wo es magnetisch gehalten wird. Zu Dagobert Duck sozusagen. Und dann entstehen hier Müllhaufen und da entstehen Geldhaufen. Ach guck mal da, jetzt haben wir das Geld so umverteilt, dass es bei jemandem ist, der sagt: Ich hab lieber ganz viel Geld als ganz viele Dinge. Die meisten Menschen, die viel Geld haben, haben ja ganz wenig Dinge. Die sind dann ganz teuer vielleicht, aber auch nicht unbedingt sinnvoller. Fernseher für 10.000 Euro kann ja auch nur tagesschau gucken, das ist ja das gleiche Programm, nur teurer halt gucken sozusagen. Der Mensch der ganz viel Geld hat, hat offensichtlich die Neigung dieses Geld durch die Welt zu schicken: Wir haben eine Finanzindustrie weltweit, die dann sagt: Wo ich verbrannte Erde hinterlasse ist mir egal, ich komme in 50 Jahren wieder, dann ist schon wieder fruchtbar. Dass aber 50 Jahre lang dann dort Menschen leben mussten in diesem Land, das er hinterlassen hat, ist dem mit Geld erstmal egal. Er findet auf unserer Erde glücklicherweise immer einen neuen fruchtbaren Ort für seine Geldentscheidung. Was passiert also in der Wirtschaft? Die Wirtschaft wird immer nur versuchen, die Knappheit von Dingen aufrechtzuerhalten, weil das den Wert von Dingen erhöht und wird nie dafür sorgen, dass keine Knappheit mehr auf Erden herrscht, dass kein Mangel herrscht, weil die Wirtschaft braucht den Mangel, um den zu bedienen. Und es wird immer dafür sorgen, dass Menschen versuchen werden ihr Macht und Geld und Preissystem so zu nutzen, dass sie auch viel Geld bei sich sammeln.

Die Wirtschaft funktioniert nicht so, dass sie Gemeinwohl freiwillig erzeugt. Sie erzeugt immer nur ein angehäuftes Wohl.

So, und wenn wir das weiter zulassen, dann haben wir vielleicht in zwanzig Jahren, wir haben es heute eigentlich schon, Unternehmen, die wir schliessen müssen, weil wir keine Ressourcen mehr haben. Dann muss man einfach den Laden zu machen, weil Stahl weg ist, weil Phosphate weg sind, weil alles mögliche weg ist. Heute haben wir schon Sandknappheiten. Wenn wir die Dinge so zulassen, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn wir dauern jemanden ernähren, der durch die Anlage seines Zielsystems, und die Wirtschaft schafft sich eben immer nur eigene Räume, dehnt sich aus wie ein wuchernder Organismus, der eben kein Garten braucht, sondern Flächen wo Industrie passieren kann. Und da müssen wir sehen, da müssen wir Grenzen setzen, oder für die BWLer, wir müssen sehr genau darüber nachdenken, ob Betriebsgrößen etwas beliebiges sind.

Weil je grösser ein Betrieb wird, um so mehr Schaden löst er aus.

Den sieht er nur selber nicht mehr, weil er löst den Schaden ja wo anders aus.

Es gibt dauernd Kollateralschäden wenn Betriebsgrößen zu gross werden. Entweder am selben Ort, oder am anderen Ort.

Und wenn wir wieder schaffen, dass die Betriebe dort stattfinden, wo auch gearbeitet und gelebt wird, also je dezentraler Dinge sind, um so eher können sie [allgemeinen] Wohlstand generierend ausgerichtet werden, weil wir ganz einfach direkt vor Ort ein Auge mit drauf haben können, dass es nicht aus dem Ruder gerät.”