Stefan Schridde sagt: Externalisierte Kosten sind Schäden

Stefan Schridde von MURKS? NEIN DANKE! zu externalisierten Schäden, der Versicherungswirtschaft und der fehlenden Haftungspflicht.

“Der Versuch zu sagen, daß die externalisierten Schäden zu internaliserten Kosten werden sollen, […] heisst nichts anderes als in den Augen eines BWLers zu sagen, ‘Erzeuge bei jemand anderes einen Umsatz’. […] Externalisierte Kosten sind nichts anderes, als der Versuch neue Geschäftsbereiche aufzuziehen.”

Das Interview gibts auch hier auf Vimeo Go to Vimeo home page .

Transkript: “Externalisierte Kosten als Begriff sind für mich erstmal ein Euphemismus.Weil was ist denn tatsächlich passiert, wenn ein Unternehmen Dinge so herstellt, dass sie woanders einen Schaden auslösen, also einen Umweltschaden oder einen sozialen Schaden, wie auch immer, dann sind das keine externalisierten Kosten sondern Schäden!Und der Versuch zu sagen, dass die extern verursachten Schäden zu internalisierten Kosten werden sollen, was ja schon allein schwierig ist - ja fast schon ein Begriff wie geplante Obsoleszenz - , heisst nichts anderes, als in den Augen eines BWLers zu sagen: Erzeuge bei jemandem anders einen Umsatz. Denn die Kosten des einen sind immer der Umsatz des anderen, und je nachdem wie gut der den Umsatz macht, bleibt hoffentlich ein Gewinn bei ihm uebrig.

Das Reden davon, dass ein verursachter Schaden externalisierte Kosten werden sollen, heisst nichts anderes als der Finanzindustrie das Wort zu reden, denn die Versicherungswirtschaft hat ein grosses Interesse daran, bezogen auf einen Betrieb die von ihm verursachten externaliserten Kosten nur monetär zu bemessen, weil sie dann sagen können, dann müssen wir dir aber eine höhere Versicherungsprämie abverlangen. Weil das Unternehmen, das verpflichtet wird, externalisierte Kosten sich zurechnen zu lassen, wird dann zwar mehr Geld entgegennehmen, weil es das einpreisen soll. Jetzt setze ich diese Preise am Markt um in Abhängigkeit von der Preiselastizität der Nachfrage. Nicht alles was teuer wird, wird weniger nachgefragt. Die Zigaretten kosten heute fünf Euro, rauchen tun sie alle immernoch wie wild. Also das ist nicht die direkte Wirkung. Gerade bei Gütern, wo ich es einpreise, die dringend notwendig sind, wie Wasser meinetwegen. Deswegen werden die Leute nicht aufhören Wasser zu trinken, und einen Herd werde ich immer brauchen. Das heisst, da gibt es unterschiedliche Preiselastizitäten. Wozu führt das? Der Betrieb, der externalisierte Kosten zugerechnet bekommt, nimmt sie erstmal entgegen, hat erstmal wieder Finanzmasse, die er erstmal behalten kann. Ist die Frage, muss er für den entstandenen Schaden einstehen? Wahrscheinlich nicht, und wenn hole ich mir ne Versicherungswirtschaft, die sagt: Dann versichere ich Dich gegen diesen Vermögensschaden, falls er überhaupt in Anspruch genommen wird. Und dann wirds noch genügend Wege geben, das abzuweisen, kann ja sein, dass jemand anderes dafür verantwortlich ist. Wir haben das in der ganzen pharmazeutischen Industrie heute schon, diese Debatte. Da weiss man ja nie. Du hast quasi einen externen Schaden durch Dein Medikament ausgelöst. Ja, aber das könnte ja alles mögliche anderes gewesen sein.

‘Externalisierte Kosten’ ist nichts anderes als der Versuch, neue Geschäftsbereiche aufzuziehen.

Was muss man machen? Den Menschen, der Schaden verursacht, in Haft nehmen. Ein Geschäftsführer, der einen externen Schaden verursacht, sollte doch für diesen Schaden im Rahmen seiner Geschäftsführer- / Managementhaftung in Anspruch genommen werden. Wenn er einen Betrieb so führt, dass er da draussen einen Umweltschaden auslöst, muss er nicht die Kosten externalisiert bekommen - oh, da hab ich ja einen neuen Geschäftsbereich, da mache ich gleich die Versicherungsunternehmenstochter auf, Risk Management betriebe ich da, kann ich gleich nochmal mehr Schotter mit machen - nein! Schlicht und einfach: Einer der einen Schaden auslöst muss für den Schaden zur Verantwortung gezogen werden. Und wenn wir sehen, dass Schäden ausgelöst werden, dann müssen wir mit Verboten arbeiten. Wir können ja nicht weiter zulassen, dass Unternehmen Schäden auslösen an der Umwelt, ganze Landstriche vertrocknen lassen, weil sie da dauernd nur Raps anbauen und alles mögliche anbauen und Monokulturen betreiben, den Boden degenerieren, den Peak of Soil verursachen und dann nachher sagen: Da hätten wir doch mal die Kosten einrechnen müssen. Da sag ich, Leute, der Boden ist kaputt! Das ist ein Schaden! Also insofern, ich bin überhaupt kein Freund von externalisierten Kosten, sondern wir müssen sehr genau erkennen, wenn einer einen Schaden verursacht, dann muss er dafür in Haftung genommen werden.”