Ökologische Nachhaltigkeit der Bitcoin Währung

Während dieser Nachhaltigkeitsaspekt immernoch sehr selten auf die Finanzwirtschaft angewendet wird,

gibt es nun Stimmen, die die ökologische Nachhaltigkeit der Cryptowährung Bitcoin in Abrede stellen. Ein Bitcoin (dt. “Bitmünze”) ist ein bestimmter Zahlencode, der spezielle mathematische Eigenschaften hat. Diese Zahlencodes lassen sich nur schwer berechnen und das Verfahren ist deshalb sehr energieaufwendig. Dabei sind weltweit tausende Computer ständig damit beschäftigt, neue Bitcoin zu suchen. Der Vorgang wird auch Bitcoin Mining genannt, also Bitmünzen Bergbau auf deutsch. Warum betreibt jemand diesen Bergbau? Jeder Bitcoin hat einen Verkehrswert und kann in traditionellere Geldformen umgetauscht werden. Ein Betreiber einer Bitcoin Mine hat also einen direkten wirtschaftlichen Anreiz.

Dieses energieintensive, digitale Schürfen steht nun in der Kritik, nicht nachhaltig zu sein. Der Journalist Christopher Malmo kommt nach eigenen Berechnungen zu dem Schluß, dass das Bezahlen mit Bitcoin nicht nachhaltig ist. Hierzu wurde der weltweite Energieaufwand für das Schürfen und die Transaktionen zusammengefasst, durch die Anzahl der Transaktionen geteilt und schließlich in Relation zu einem nordamerikanischen Haushalt gesetzt.

Das Ergebnis: ein Bezahlvorgang mit Bitcoin kostet soviel elektrische Energie, wie anderthalb nordamerikanische Durchschnittshaushalte am Tag verbrauchen. Die Kommentatoren des Artikels weisen nun darauf hin, daß die Rechnung nun auch für die erwartungsgemäß noch energieintensivere, klassische Finanzwirtschaft aufgemacht werden sollte, inklusive der Energiekosten für die ganzen Kreditkartenterminals und anderen Aufwendungen, die bei Bitcoin nicht anfallen.

Eine Studie aus 2014 vergleicht den Energieaufwand der jeweiligen Geldformen, die im Falle von Bitcoin durch die aktuellen Berechnungen von Malmo deutlich in Frage gestellt werden - oder umgekehrt, die Ergebnisse von Malmo in Frage stellen.

Dennoch wird durch beide Beiträge der Blick geweitet und die Debatte zur ökologischen Nachhaltigkeit auf die Finanzwirtschaft und ihre Infrastruktur ausgedehnt. Schließlich wird das Offensichtliche dadurch deutlich, nämlich daß die Infrastruktur der dienstleistungsorientierten Finanzwirtschaft ja auch mit Energie betrieben wird, die indirekt von den Kunden bezahlt wird. Es besteht also auch für diese Branche ein volkswirtschaftlicher Anreiz, den Energieverbrauch zu minimieren.

Bei aller Kritik an den klassischen Geldformen und der unbedingten Priorität von ökologischer Nachhaltigkeit, sollte aus meiner Sicht auch die starke Infrastruktur- und Technologieabhängigkeit aller elektronischen Geldformen bei einer wirklich nachhaltigen Folgen- und Risikobewertung berücksichtigt werden. Denn während Bitcoin und Giralgeld im Extremfall bei einem bereits nur lokalen Strom- oder Netzwerkausfall lokal nicht mehr tauschbar sein werden, sieht das bei Bar- oder Münzgeld bekanntlich anders aus. Von den wirtschaftlichen Risiken durch variable Transaktionsgebühren bei allen digitalen Zahlungsmethoden und insbesondere der mangelnden Geldmengenvariierbarkeit bei Bitcoin mal abgesehen. Und wo wir bei der Giralgeldschöpfung Ross und Reiter kennen, ist bis heute nicht bekannt, wer oder wo der geniale Erfinder das Bitcoin System namens Satoshi Nakamoto ist oder ob er je existiert hat.

UPDATE: Fefe hat nachgerechnet und kommt auf 1,954 mWh pro Transaktion in Bitcoin, basierend auf einem Tagesverbrauch von etwa 30 kWh pro Tag (in DE: ca. 8,6 kWh pro Tag). Meine eigene Nachrechnung ergibt: Das Bitcoin Netzwerk verbraucht bei einer Leistung von 215 MW am Tag (x 24 h) insgesamt 5.160.000 kWh. Wenn das im Artikel genannte Kreditkartenunternehmen dann mit seinen Dieselgeneratoren soviel Energie erzeugt, daß es für 25.000 Haushalte reicht (wobei, in der Quelle steht nur, daß die Dieselgeneratoren soviel erzeugen können, nicht, daß sie das dann auch tun), dann wären das 750.000 kWh pro Tag. Mal 365 und geteilt durch die Jahrestransaktionszahl aus 2013 von 58,5 Milliarden macht das dann 0,005 kWh pro Bezahlvorgang mit Kreditkarten. Das würde heissen, daß ein Bezahlvorgang mit Bitcoin mehr als fünftausend mal energieaufwendiger wäre pro Transaktion. Der Vergleich hinkt aber, weil bei der Kreditkartenfirma nur der Aufwand für die Transaktionen eingeht, nicht aber diverse Bürogebäude, der ganze Papierkram mit den Kreditkartenabrechnungen, Call-Center, die Unmenge an Kreditkartenterminals … Bei der Bitcoin Energiebilanz ist dagegen das Schürfen eingerechnet, das erstens bei den Kreditkarten nicht anfällt, und zweitens um Größenordungen mehr Energie verbraucht, als die reine Transaktionsabwicklung. Außerdem: Bei der Kreditkartennutzung bleibt am Ende kein Bitcoin übrig, der beliebig oft wiederverwendet werden kann. Es wurde also von Herrn Malmo mit zweierlei Maß gemessen, weil es wurde der Energieaufwand für das Schürfen von Bitcoins mit dem Energieverbrauch der Transaktionsrechenzentren einer Kreditkartenfirma verglichen.

UPDATE2: Fefe hat auf meine Email hin sein Blogpost nochmal geupdated.