Urheberrecht und Datenschutz - eine unterschätzte Kombination?

Übersehen wir in der aktuellen Debatte zum Datenschutz, daß unsere Daten inzwischen schon sehr konturreich unsere Kreativität bei unserer Lebensgestaltung ausdrücken?

Was einem Laien vielleicht sofort einleuchtet, wird von Fachleuten eher kritisch gesehen.

Der Verfassungsjurist Prof. Roßnagel sagte 2008 auf die Frage “Warum sollte man nicht Herr seiner eigenen Daten sein?”: “Es gibt keinen privatrechtlichen Zugang zu diesem Problem, [weil] es gibt kein Eigentum an Daten, sondern es gibt eine Ordnung, wie man mit diesen Daten umgeht.”

Das zugrundeliegende Argument hier ist, daß es keine Exklusivität der Daten gibt, da diese unter der Beteiligung verschiedener Parteien entstehen.

Andererseits meinte Prof. Roßnagel im Hinblick auf die Zukunft des Datenschutzes ebendort: “Es wird in Situationen führen, die datenschutzrechtlich in meinen Augen kaum noch beherrschbar sind. Wir müssen eigentlich jetzt eine sehr sehr umfangreiche Datenschutzdiskussion anstoßen, die darüber nachdenkt, wie man nicht nur mit Lidl- und Telekomskandalen umgeht, sondern wie man mit dieser Zukunftsentwicklung unserer Informationsgesellschaft umgeht, und was man da für Regelungen benötigt oder normative Leitkonzepte, um informationelle Selbstbestimmung in so einer zukünftigen Welt noch zu realisieren.”

Aus der Kategorie normative Leitkonzepte schlägt Dr. Frank Schiller im Telefoninterview nun vor, unsere Urheberrechte auf die Verbraucherdaten auszuweiten. Sein Hauptargument: Verbraucherdaten sind Ausdruck einer kreativen Lebensführung, also der individuellen Kreativität des Menschen. Er sieht aufgrund der Eigenschaften der persönlichen Daten heute sowohl die Originalität, als auch die Schöpfungstiefe dieser Daten als gegeben an. Beide Eigenschaften gelten als rechtliche Voraussetzungen für das Urheberrecht.

Das ganze Interview gibt es zum Nachhören auf Vimeo Vimeo Link

Mehr zu seiner Idee schreibt Dr. Schiller in seinem Blog.

Und während Urheberrechte von ganzen Industrien auf teilweise abstruse Weise eingeklagt und offensiv in die Gesetzgebung gedrückt werden, befindet sich der Verbraucher was die zunehmende Menge seiner Daten angeht seit Jahren in der Defensive.

Ist es Zeit für eine offensivere Debatte zu den normativen Grundlagen unserer Rechte ?