Interview mit Charles Hugh Smith zu Automatisierung, Technologie und Arbeitsplätzen für alle

Industrie 4.0 wird von vielen als die Heilsbringerin einer neuen Ära angepriesen. In der Fabrik der Zukunft schaut nur noch jemand vorbei, um die Spülung

im WC für die ehemaligen Mitarbeiter wenigstens einmal im Jahr zu betätigen. Alles andere geschieht vollautomatisch, so die Technikvisionäre. Was mit den ehemaligen Fertigungsarbeitsplätzen passiert und an wen die Gewinne verteilt werden, das besprach Cris Sheridan mit dem Buchautor Charles Hugh Smith im November 2015

( hier das Interview als MP3 auf Englisch anhören ):

Cris Sheridan:

“Mit uns in der Sendung ist heute Charles Hugh Smith, Autor des beliebten Of Two Minds Blog.

Er ist der Autor mehrerer Bücher über gesellschaftliche Themen und das Wirtschaftssystem. Sein neustes Buch heisst:

Eine grundlegend nützliche Welt: Automatisierung, Technologie und neue Arbeitsplätze für alle (Details, s.u.)

A Radically Beneficial World Book Cover

Charles, als erstes dachte ich Ihr neues Buch würde hauptsächlich von Automatisierung handeln.

Ich wurde jedoch angenehm davon überrascht, dass Sie sich ein paar sehr große Themen vornehmen

und eine ganze Reihe von Problemen aufgreifen, die mich wirklich begeistern.

Egal ob wir über Systeme sprechen und wie man Systeme verstehen kann, oder warum unser aktuelles Wirtschaftssystem, wie Sie sagen, Mängel aufweist und dazu verdammt ist, zu scheitern, sofern wir es nicht ändern. Als auch eine ganze Bandbreite an anderen Themen, zum Beispiel die Automatisierung der Industrie und das Grundeinkommen.

Ich freue mich auf diese Themen in unseren heutigen Interview näher einzugehen.

Was halten Sie davon unseren Zuhörern ein wenig von den Hintergründen Ihres Buchs zu erzählen?”

Charles Hugh Smith:

“Der Anlass für das Buch war für mich, uns zum Nachdenken über eine Alternative zu unserem bestehenden System anzuregen.

Unser aktuelles System ist auf verschiedenene Ebenen nicht nachhaltig, weshalb wir uns fragen müssen: Was sind die Alternativen?

Meine Antwort auf die Frage ‘Warum ist unser aktuelles System nicht nachhaltig?’ ist dieses Buch - hinsichtlich sich erschöpfender Ressourcen, der Zerstörung von Arbeitsplätzen durch Automatisierung und der Auftürmung von Schulden. Einiger Themen also, die den Zuhörern bereits bekannt sind.

Welche Art von System würden wir entwerfen, wenn wir frisch anfangen würden? Genau das schlägt mein Buch vor.”

CS:

Mir gefällt, dass Sie eine Menge konkreter Beispiele nennen, die zeigen, wie sich das in der Entwicklung der Technologie abzeichnet.

Es gibt bereits viel Dezentralisierung: das Internet, Cryptowährungen [s. bspw. Bitcoin], es gibt viele sehr interessante Themen die Sie als Fundament für das neue System nennen.

Vielleicht können wir damit anfangen, dass wir für eine immer kleinere Gruppe Einkommenssteigerungen zu verzeichnen haben und auf der anderen Seite die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinandergeht.

Und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran in nächster Zeit etwas ändern.

Natürlich gibt es einige Vorschläge auf dem Tisch, die versuchen das Problem zu lösen.

Erklären Sie uns doch mal, warum das aktuelle System aus Ihrer Sicht dieses Problem hervorruft.

CHS:

Ich möchte auf den Ökonomen Michael Spence verweisen, der vor einigen Jahren den Nobelpreis für Ökonomie gewonnen hat [2001].

Er und seine Kollegen vermeiden die ideologischen Beiklänge der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich.

Man kann die [linke] Standarderklärung so zusammenfassen: Wenn wir Reiche mehr besteuern würden, dann könnten wir das Problem lösen.

Auf der anderen [rechten] Seite sagt man eher: Wenn wir nur mehr Kapital und Arbeitskraft freisetzen könnten um produktiver zu werden, dann würden wir das Problem lösen.

Und auf diese Weise verfehlt diese Links-Rechts-Gegensätzlichkeit die grundlegende Erklärung, die sich laut Spence wie folgt vereinfachen läßt:

Konventionelle Arbeitskraft und konventionelles Kapital sind beide nicht länger knapp.

Ihr Seltenheitswert in der Wirtschaft hat sich auf nahe Null verringert.

Wir sehen das an den extrem niedrigen Zinssätzen.

Umgekehrt erzeugt gewöhnliches Kapital keine Zinserträge mehr.

Man muss also schon etwas Besonderes mit seinem Geld machen, weil man ansonsten keinen Ertrag erzielen wird.

Es gibt einfach zuviel davon inzwischen.

Und wir wissen alle wieso: Weil es Schuldgeld ist und es aus dem Nichts erschaffen wurde und es für das Erschaffen von Schuldgeld kein Limit gibt.

Aber Spence nennt noch etwas: Normale menschliche Arbeitskraft, wo man jemandem eine Aufgabe gibt und erklärt, was zu tun ist, und dann wird das getan und man macht dadurch Gewinn. Nun, dieser Gewinn strebt auch gegen Null.

Spence nennt aber auch eine dritte Art von Kaptial.

Diese Art von Kapital ist ein Kaptial an Ideen und neuen Geschäftsprozessen.

Und weil es knapp ist, verschiebt sich der Wert dahin und dort fließen die Gewinne.

Deshalb sind seiner Meinung nach Firmen wie Uber plötzlich 50 Milliarden Dollar wert, während ein Konglomerat, das Chemikalien herstellt und Autoreifen und so nur noch eine Milliarde wert ist.

Das liegt daran, dass alles was in Fabriken hergestellt werden kann auch automatisiert werden kann.

Und sobald etwas automatisiert wurde, wird es zur Handelsware.

Und das bedeutet, dass es nicht mehr darauf ankommt, woher die Autoreifen kommen, die wir kaufen.

Sie können aus Japan kommen, aus Bangladesh oder aus Ohio.

Es macht keinen Unterschied.

Das bedeutet, dass der Wert von allem Produzierten, welches soweit handelbar gemacht wurde, dass sein Wert kaum noch Gewinn ermöglicht, nicht ortsgebunden ist und somit nicht mehr knapp ist.

Ich weiss, das ist eine verschachtelte Art zu sagen, dass der Schlüssel hier das ist, was in der Wirtschaft letztendlich auch Werte schafft.

Wir sprechen über Gewinne und so weiter. Aber worum es eigentlich geht, das ist die Schaffung von Wert.

Alles, was nicht mehr knapp ist, erzeugt sehr wenig Wert und es gibt dann kaum noch Gewinn.

Dagegen: nur was knapp ist, erzeugt Wert.

Und in der heutigen Wirtschaft sind gute Ideen knapp, die in der realen Wirtschaft auch funktionieren.

CS:

Richtig. Sie sagen also, dass Michael Spence diese als eine dritte Art des Kapitals erkennt.

Und aufgrund niedriger Zinssätze ist Kapital heute extrem kostengünstig.

Wir haben einen Überfluss von Krediten, die man fast zinslos aufnehmen kann.

Diese sind also nicht mehr knapp.

Und Sie sagten, das gleiche gilt für Arbeitskraft hinsichtlich der globalisierten Wirtschaft, in der man Arbeitskräfte kostengünstig und überall auf dem Globus erhalten kann.

Firmen können einfach nach Indien oder Indonesien gehen, egal wohin, und sie finden jedwedes Angebot an Arbeitskraft die sie benötigen, sei es für ihre IT oder für ihre Fertigung.

Das sind die neuen Bedingungen, in denen wir uns wiederfinden.

Nun haben wir aber dieses zusätzliche Problem mit der Automatisierung, welche Sie auch in Ihrem Buch diskutieren.

Erklären Sie uns bitte diese Kräfte der Automatisierung und einige der Auswirkungen davon.

Und erklären Sie uns auch, wo sich die Automatisierung in dem wirtschaftlichen Gesamtbild verorten lässt.

CHS:

Cris, wir denken bei Automatisierung immer an Roboter in einer Fabrik, die irgendetwas ohne menschliches Zutun herstellen.

Und wir wissen natürlich, dass das auch Realität ist.

Es gibt viele Produktionsstätten von Auto- und Lastwagenherstellern überall auf der Welt, die fast vollständig aus Robotern bestehen. Und da ist eine handvoll Menschen, die nach den Robotern sehen und die Autos werden in einer Fabrik mit 150 Angestellten produziert, wo zuvor noch 3500 Angestellte die Montage händisch durchgeführt haben.

Aber diese Art der Automatisierung ist nur die vorderste Reihe der Automatisierungslandschaft.

Und es gibt noch viel auf diese Weise zu tun in der Welt.

Viel menschliche Arbeitskraft, von der wir dachten, dass sie nie ersetzt werden könne, wird absehbar durch Automatisierung ersetzt werden.

Hier ein Beispiel, das kürzlich durch die Internetblogs ging.

Der Hamburgerwender im Fastfood Restaurant wird jetzt durch eine Hamburgermaschine ersetzt, die es schneller, besser und billiger macht.

[Youtubehierzulande siehe Dönerroboter “Der Gerät”]

Auch schwierigere Aufgaben wie das ernten von Gemüse wird derzeit robotisiert. Sogar sehr feinfühlige Dinge wie das Ernten von Teeblättern, was ein ziemlich aufwändiger Vorgang ist, sind betroffen.

Man darf ja dabei nur einen bestimmten Teil des Teeblatts von der Pflanze ernten und es ist ein sehr filigraner Vorgang und dennoch wurde das bereits automatisiert.

Wir befinden uns also in einer sehr frühen Stufe eines Vorgangs, der menschliche Arbeit durch schnellere, bessere und billigere Maschinen ersetzt und der immer schneller abläuft.

Und das war die Kernaussage einer 300 Seiten starken Veröffentlichung der Bank of America Merrill Lynch: Es ist kein linearer Wachstumsprozess mehr, in dem die Automatisierung menschliche Arbeitskraft ersetzt, eher eine dimetrische Ausbreitung.

Hier verläuft also die Frontlinie.

Aber hinter dieser Frontlinie liegt eine ganze Reihe von digitalen Werkzeugen, die Leute wie Sie und ich inzwischen jeden Tag nutzen ohne groß darüber nachzudenken.

Dinge wie das Veröffentlichen per Print On Demand.

Oder die Reihe von Softwarewerkzeugen zur Herstellung von Podcasts.

Wenn wir 20 Jahre zurückdenken, bedurfte es dafür fünf Personen nur für diese eine Aufgabe.

Um eine Sendung herzustellen brauchte man einen Tontechniker, einen Kameramann, einen Produzenten und dann noch einen Sprecher.

Und alle diese Leute wurden nun durch eine einzige Person ersetzt, die all das mit Hilfe von Software umsetzt.

Es gibt zahllose Beispiele hierfür:

Steuerprogramme, die sich um die Steuererklärung der Mehrheit von Kleinstbetrieben kümmern.

Man braucht keinen Buchhalter mehr.

Und auf einer anderen, noch tieferen Ebene spielt sich das ab, was ich die Automatisierung des Wissens nenne und welche es einem dank Youtube und dem Internet ermöglicht, jedwede unbekannte Aufgabe per Anleitung selbst zu lösen.

Man wird sozusagen spontan zum Experten.

Früher hätten wir jemanden damit beauftragt, der mehrere Hundert Dollar gekostet hätte. Oder wir hätten das ganze Gerät neu gekauft.

Selbstverständlich ist unsere Wirtschaft immernoch in weiten Teilen auf genau das angewiesen.

CS:

Ich habe das perfekte Beispiel hierfür: Mein Nachbar ist Automechaniker und, anstatt wie früher die Herstelleranleitungen zu wälzen, geht er heute einfach auf Youtube und schaut sich dort an, wie er eine Reparatur durchführt oder ein Ersatzteil einbaut. Er spart eine Menge Zeit dadurch. Es ist einfach phänomenal.

CHS:

So ist es.

Falls wir das nun weiterdenken: Was bedeutete das für die Wirtschaft?

Wir wissen beide, daß wir ein Problem nun selbst lösen können, oft in weniger als einer halben Stunde, wo wir zuvor jemandem 500 oder auch nur 200 Dollar bezahlt haben.

Das ist also eine Menge Arbeitskraft, die nicht mehr bezahlt wird und die dadurch überflüssige Arbeitskraft ist.

Wir müssen auch keine Ersatzgeräte mehr kaufen. In Ihrem Beispiel mit dem Automechaniker, der mithilfe von Youtube repariert: er kann ein sehr günstiges Ersatzteil kaufen. Dieses Teils ist wahrscheinlich mechanisiert hergestellt und dadurch als Handelsware günstig erhältlich.

Wir haben also eine riesige Menge an Wirtschaftsaktivität, die ersatzlos entfällt.

CS:

Erzählen Sie uns doch mal von dieser übergeordneten Debatte in Wirtschaftskreisen, die gerade stattfindet. Ich meine damit die Auswirkungen der Automatisierung auf die Gesellschaft und ob sie nun einen gesamtwirtschaftlichen Gewinn oder einen Verlust darstellt hinsichtlich der Arbeitsplätze, die durch sie geschaffen werden.

Geben Sie uns mal eine Übersicht über diese Debatte und die Motive hinter der Automatisierung, wie Sie dazu stehen und wo einige der vorgeschlagenen Lösungen nicht funktionieren.

CHS:

Schauen wir uns zunächst mal die gängige Sichtweise zur Automatisierung an.

Es gibt zwei Lager. Das eine sagt: Neue Technologie schafft immer mehr Arbeitsplätze als sie zerstört, weil es immer höhere Spezialisierung gibt und die menschlichen Bedürfnisse nach Waren und Dienstleistungen sind unendlich und deshalb ist jeder Verlust an Arbeitsplätzen nur zeitweise.

Es ist fast wie ein Naturgesetz der Ökonomie, dass durch Fortschritt Arbeitsplätze geschaffen werden.

Nach meinem Dafürhalten betreibt dieses Lager ein Denken, das an den Glaube an Magie grenzt.

Der Kern ihrer Annahme, dass immer mehr Arbeitsplätze entstehen, liegt in der Beobachtung begründet, dass bei früheren industriellen Revolutionen jeweils zig Millionen Arbeitsplätze geschaffen wurden, die für Berufseinsteiger geeignet waren und keine Vorbildung benötigten.

Das heisst, als die erste industrielle Revolution Menschen von den Bauernhöfen in die Fabriken brachte, um dort Autos für Ford herzustellen, konnten sie die notwendigen Arbeiten innerhalb von fünf Minuten erlernen.

Man benötigte also keinerlei Vorkenntnisse.

Die Arbeit war deshalb sehr schwer, weil sie so monoton war.

Und dann, für die zweite industrielle Revolution, welche das Aufkommen von Telefon, Radio, Massenkommunikation und Massenvermarktung umfasste, nehme ich gerne meinen eigenen Vater als Beispiel:

Er war ein Vertriebsmitarbeiter für Hausgeräte in den 1950ern und hatte eine junge Familie. Und um ein Vertriebsmitarbeiter zu sein kann man selbstverständlich einen Masterabschluss machen. Man kann sich das aber auch in wenigen Tagen selbst aneignen.

Will sagen, Vertrieb ist nicht etwas, für das man einen höheren Abschluss benötigt, um die Aufgaben zu bewältigen.

Heute mit der digitalen Revolution, wenn Sie so wollen unsere aktuelle industrielle Revolution, gibt es aber nur sehr wenige einfache Tätigkeiten oder Jobs für Berufseinsteiger.

Wir sehen, dass wie auf MyHammer das Überangebot an Arbeitskraft um eine Aufgabe bietet und von jemand anderem unterboten wird.

Es ist wie ein marxistischer Prozess, in dem der Wert der Arbeit immer weiter fällt und schon sehr bald bietet irgendwer fünf Dollar für einen Job und es wird nicht genug sein, davon zu leben.

[siehe Griechenland]

Wir haben an der Stelle also ein Problem.

Und am oberen Ende haben die geschaffenen Arbeitsplätze sehr hohe Anforderungen wie etwa Software zu programmieren, Apps zu erstellen, Menschen im Umgang mit neuen Technologien zu schulen, also alles andere als Einsteigerniveau.

Und zu alledem schaffen wir keine zig Millionen neue Arbeitsplätze.

Zumal eine Menge dieser Arbeitsplätze Computerprogramme erstellen, die ihre eigene Arbeit ersetzen werden.

Meine Position ist es, dass diese digitale Revolution im Vergleich zu den früheren industriellen Revolutionen von einer anderen Art und Qualität ist.

Wenn die Leute denken, dass Technologie immer mehr Arbeitsplätze erzeugt, haben sie diesen Unterschied zwischen den Revolutionen nicht berücksichtigt.

CS:

Sie glauben also, dass diese dritte industrielle Revolution, die in weiten Teilen digital ist, eben nicht mehr Arbeitsplätze schafft, als sie vernichtet, obwohl genau das die gängige Sichtweise ist.

Es gibt also grundlegende Unterschiede dieses Mal. Und dieses Mal ist zudem anders als die letzten Male hinsichtlich der Art und Weise, in der die Automatisierung die Gesellschaft verändern wird.

Es gibt da diese Idee, dass wir das Problem der von der Automatisierung absehbar ausgelösten Massenarbeitslosigkeit durch ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle beheben könnten.

Erklären Sie uns, wieso das nicht funktionieren wird.

CHS:

Aus meiner Sicht kann ich so antworten: Fangen wir damit an, wie wir Gewinne erwirtschaften.

Die gängige Idee des bedingungslosen Grundeinkommens für alle lautet: Wir werden die Eigentümer der Roboter besteuern, die ja soviel Geld scheffeln werden, dass es reichen wird um damit das bedingungslose Grundeinkommen für alle zu finanzieren.

Und an dem Punkt habe ich damit angefangen, mir ein paar Zahlen zusammenzusuchen. Das ist jetzt jedenfalls nicht so schwierig wie Gehirnchirurgie.

Unsere momentane U.S. Bundesregierung gibt fast 2,6 Billionen Dollar aus, die Kommunen und Bundesländer nochmal eine starke Billion.

Wir wissen also, dass unsere Regierung über vier Billionen Dollar dabei ausgibt, unsere aktuellen Leistungsansprüche zu bezahlen.

Bei einem Grundeinkommen sprechen wir nun davon, dass wir von der Regierung erwarten weitere Billionen Dollar auszugeben, um soetwas wie eine Super-Sozialhilfe für mehr Menschen als heute schon zu finanzieren.

Wir wissen, es wird mehr Geld kosten, als unser aktuelles System.

Dann können wir uns fragen, wieviele Firmen müssten extreme Gewinne einfahren, um das zu finanzieren?

Hierzu nehme ich Beispiele wie Facebook, Google und Twitter, alles Firmen mit extrem hohen Gewinnmargen.

Wenn wir jetzt die Zahlen anschauen, dann finden wir heraus, dass Facebook 3,5 oder 4 Milliarden Dollar Gewinn macht und Google 14 oder 15 Milliarden.

Das heisst, wir würden etwa 400 Facebooks benötigen, nur um unseren aktuellen Haushalt zu finanzieren.

Wir würden etwa 250 Googles benötigen, die alle und auf ewig jeweils 15 Milliarden Gewinn machen.

Der Haken daran ist, es gibt nur ein Google.

Und Google dominiert seine Marktposition bereits vollständig.

Auch gibt es nur ein Facebook und nur ein Alibaba.

Und Twitter, wie wir alle wissen, arbeitet nichteinmal mehr kostendeckend.

Die Idee, dass unsere Wirtschaft dieses Vorhaben mit den Gewinnen von den Eigentümern der Roboter finanzieren könnte, ist schlicht mathematischer Unsinn.

Es gibt einfach nicht genug Gewinne, die besteuert werden könnten.

Die andere Sache, über die die Leute sprechen: Lasst uns die Roboter besteuern und uns damit die 6 Billionen Dollar an Leistungsansprüchen decken.

Diese Leute sehen nicht die Dynamik der Automatisierung, die ja nicht nur bezahlte Arbeitsplätze vernichtet.

Sie vernichtet auch die Gewinne!

Weil das Kapital also fast wertlos und einfach verfügbar ist, was hindert also irgendwen daran einen Roboter zu kaufen und damit in Wettbewerb zu Ihnen und Ihrem Roboter zu treten?

Genau nichts!

Zudem fallen die Kosten für diesen Roboter rasant.

Roboter haben noch vor ein paar Jahren 40 Tausend Dollar gekostet. Heute kosten sie etwa 22 Tausend. Ich spreche hier von einem diesem programmierbaren Baxter Fertigungsroboter.

Ausserdem ist eine Menge Software inzwischen kostenfrei.

Nehmen Sie AutoCAD, das ist eine Firma die eine Reihe von Entwicklungssoftware anbietet (CAD/CAM Software).

Die bieten jetzt eine freie Version ihres Programms an, das zuvor Tausende von Dollars pro Kopie gekostet hat.

Sie bieten diese Version für einen Festpreis an.

Das ist die Zukunft, dahin läuft der Hase.

Falls ein Unternehmen überleben will, muss es kostenfreie Werkzeuge anbieten, die die Nutzung der eigenen Produkte ermöglichen. Dies bedeutet, dass die Wertschöpfung nicht länger durch den ersten Absatz erfolgt.

Sie ist vielmehr eine Folge aus der Nutzung des Produkts.

Auf diese Weise werden Gewinne derzeit durch die Automatisierung zerstört.

Wenn die Leute sagen: Moment mal, das stimmt doch gar nicht! - Ach, wirklich?

Schauen Sie sich IBM an. Die Gewinne und der Absatz brechen zusammen, und das liegt teilweise daran, dass IBM Softwarewerkzeuge früher Tausende von Dollars gekostet haben und heute entweder kostenfrei oder für eine geringe Gebühr verfügbar sind.

Die Automatisierung ist rücksichtslos in ihrer Zerstörung der Gewinne.

Diejenigen, die behaupten: Na gut, dann besteuern wir eben die Eigentümer der Roboter. - Nein!

Weil nicht nur die Eigentümer der Roboter gegen jeden anderen im Wettbewerb stehen, der sich einen Roboter mit zinslosem Geld kaufen möchte;

sie können zudem mitsamt ihrem Roboter aus Gebieten mit hoher Besteuerung abwandern.

Denn es gibt genau keine Anreize für sie, in einem Umfeld hoher Besteuerung zu bleiben.

Im Moment sind wir am Ende der Blasenbildung der aktuellen Finanzblase.

Und in Staaten wie Kalifornien, wo ich lebe und wo die Steuern extrem hoch sind, bilden sich die Leute ein, dass alles ewig ist.

Dass sie immer wieder das nächste Google besteuern können und die Idee, dass Googles Gewinne tatsächlich vom Wettbewerb bedroht sein könnten, ziehen sie nichteinmal in Betracht.

CS:

Mir gefällt Ihr Beispiel, dass man Aberhunderte von Googles und Facebooks benötigen würde, um dann deren Gewinne zu konfiszieren und damit ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle zu finanziert. Zumal der Wettbewerb zwischen diesen momentan noch Quasimonopolisten und in dem genannten Szenario dann ja gegeneinander antretenden Googles und Facebooks die Gewinne einbrechen lassen würden.

Es macht einfach schon logisch keinen Sinn.

Ich möchte auf einen anderen Teil zu sprechen kommen, den ich an diesem Punkt für sehr wichtig erachte.

Es geht um diese utopische Sichtweise, dass die Roboter unsere ganze Arbeit erledigen werden. Und als Auswirkung davon haben wir dann die Freiheit, Künstler zu sein, Musiker, oder was auch immer.

Ich möchte hierzu aus Ihrem Buch zitieren, weil diese Textstelle Ihre Qualitäten als Autor zeigen:

“Die kleinbürgerliche Fantasie, dass jedes Individuum als Künstler, Musiker oder Kreativer erblüht sobald man es von der Arbeit befreit, ist eine Abstraktion. Geboren aus der Ausweitung akademischer Enklaven und aus privatem Wohlhaben finanzierter Dilettanten, die von einem Salon zum nächsten flattern.”

Könnten Sie das für uns etwas näher kommentieren?

CHS:

Cris, ich möchte nicht zu hart mit Menschen ins Gericht gehen, die das Glück hatten Wohlstand zu erben. Wenn wir uns aber Leute anschauen, die nicht arbeiten müssen, dann sehen wir, dass viele von denen - meiner Meinung nach sogar die große Mehrheit - in der Tat sehr unglücklich sind.

Jeder Schwerreiche den ich kenne oder von dem ich gehört habe hat meines Wissens einen Therapeuten.

Wenn man nicht länger arbeiten muss, verliert man seinen Zweck und den Sinn für das eigene Leben, weil Arbeit in Wirklichkeit den Kern des Menschseins darstellt.

Die Idee, dass man sobald von der Notwendigkeit der Arbeit befreit, glücklich sein wird, hält keiner Überprüfung stand.

Selbstverständlich sehen wir in den Teilen der Gesellschaft, in denen Sozialhilfe die Versorung übernommen hat, ein großes Maß an Dysfunktion, große Unerfülltheit und Verzweiflung.

Dass dies eintritt ist absolut kein Mysterium wenn man die Gelegenheit zu einer positiven sozialen Rolle entfernt, die durch die Arbeit gewährleistet wird. Anders ausgedrückt wird man anerkannt, wenn man etwas Sinnvolles tut, und man ist Teil einer Gemeinschaft oder Gruppe, die ein gemeinsames Ergebnis versucht zu erreichen.

Das geht in einem Konzern, in einer kommunalen Gruppe oder in einer Glaubensgemeinschaft.

Es gibt viele verschiedene Gruppen, die diese Funktion erfüllen, jedoch jedesmal geht es am Ende um die Arbeit.

Falls man keine Arbeit hat, dann hat man keinen Zweck und keinen Sinn und nichts, auf das man stolz sein kann.

Menschen zerfallen förmlich, wenn ihnen ihre Existenzgrundlage und sinnvolle Arbeit entzogen wird.

Es gab kürzlich diesen Artikel im Atlantic Magazine, der große Aufmerksamkeit im Internet erregt hat und in dem die Autoren gezeigt haben, dass weisse Amerikaner mittleren Alters inzwischen eher versterben als früher [im Gegensatz zu allen anderen Industrieländern].

Und die Autoren dieses Artikels weisen als den Grund hierfür Verzweiflung nach.

Für mich ist das ziemlich offensichtlich: Was ist die Ursache dieser Verzweiflung?

Wenn man den Menschen die Gelegenheit zu einer positiven sozialen Rolle und bedeutungsvoller Arbeit verwehrt? Dann verzweifeln wir, eben weil wir Menschen sind.

CS:

Das stimmt. Und um eine andere Stelle aus Ihrem Buch zu zitieren:

“Menschen ziehen Sinn aus dem Produzieren, nicht dem Konsumieren. Und aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die ein höheres Ziel bietet als der eigene Genuss, der nur das ultimative Ziel von geistig verarmtem Konsumismus darstellt.”

Dies verweist also auf die positive soziale Rolle, die die Arbeit den Menschen bietet.

Ich möchte nun einen anderen Punkt ansprechen, den ich für wirklich wichtig halte.

Es gibt da ein wiederkehrendes Motiv in Ihrem Buch, das ich für sehr hilfreich finde zur Veranschaulichung unseres aktuellen Systems im Vergleich zu dem System, das Sie vorschlagen.

Und dieses Motiv ist die sogenannte Gummibärchenwirtschaft. [im Original: Jelly Bean Economy]

Könnten Sie uns erklären, was Sie damit meinen?

CHS:

In dem Buch beschreibe ich ein stark vereinfachtes Wirtschaftssystem, das zunächst aus nur einer Firma besteht, die Gummibärchen herstellt und sie der Bevölkerung verkauft. Und dann gibt es da noch eine Pharmaindustrie, die daraus entstand, den ganzen negativen Effekten entgegenzuwirken, die entstehen wenn man nur Gummibärchen zu sich nimmt.

Und dann gibt es da noch diese kleine Gruppe von Leuten, die nicht an der Gummibärchenwirtschaft teilnehmen und die ihr eigenes Gemüse anbauen und die keine Gummibärchen kaufen. Und die Regierung sieht diese Leute selbstverständlich als eine riesige Bedrohung.

Weil sie sich nicht an der Gummibärchenwirtschaft beteiligen erzeugen sie keinen Absatz, folglich auch keine Gewinne, die die Regierung aber benötigt, um eigene Einnahmen über Steuern zu erzeugen.

Der Grund für die Gummibärchenwirtschaft liegt darin, dass man ein zutiefst schädliches und selbstzerstörerisches System haben kann, das oberflächlich aber vollkommen intakt erscheint.

CS:

Und es scheint im Falle der von den politischen Anführern vorgeschlagenen Verbesserungen und Lösungen, sei es von links oder rechts, bei genauerer Betrachtung immer nur darum zu gehen, die Farbe der Gummibärchen zu ändern.

CHS:

Genau. Während die grundlegenden Parameter des Systems unangetastet bleiben, ändern wir nur die Farbe der Gummibärchen und wundern uns dann, warum wir krank und fett werden weil wir ausschließlich Gummibärchen essen. Aber das Aroma der Gummibärchen spielt endgültig keine Rolle, da das Ergebnis, die Auswirkungen, eben die selben bleiben werden.

CS:

Erzählen Sie uns über das neue System, das Sie vorschlagen.

Es ist eher ein dezentrales Modell. Es baut auf existierenden Technologien auf, worauf Sie bereits hingewiesen haben. Und es gibt viele verschiedene Beispiele, die wir heute schon betrachten können, bei denen Unternehmen bereits in diesem eher vernetzten Modell gedeihen.

Geben Sie uns einen Vorgeschmack auf das, was Sie vorschlagen und wohin Sie denken, dass wir zusteuern.

CHS:

Na gut, Cris, fangen wir so an: Welches Wirtschaftssystem sollten wir uns ausdenken, falls wir von vorne anfangen könnten? Sagen wir für den Fall, dass wir einen Neuanfang hätten: Was würden wir mit den existierenden Technologien anfangen, die in den letzten ein oder zwei Jahrzehnten entwickelt wurden?

Meine Antwort lautet, dass wir im Falle von Geld alle denken, dass es entweder Gold oder Silber sein muss, oder dass es von einer Regierung oder einer Zentralbank geschaffen werden muss.

Aber Bitcoin und die Cryptowährungen haben uns gezeigt, dass man Geld auch auf dezentrale Weise schaffen kann.

Man braucht keine Zentralbank, um Geld zu schöpfen.

Und das erlaubt uns eine komplett neue Art Geld zu schöpfen und zu verteilen.

Und schauen wir uns Systeme wie Yelp an, [eine Weiterentwicklung der Gelben Seiten als Empfehlungsportal im Internet] das ein Beispiel für ein System darstellt, in dem die eigene Reputation als Unternehmen durch die Nutzer gestärkt oder geschwächt wird.

Es ist also ein System, das keine Redaktion oder höhere Autorität benötigt. Es sind die Nutzer des Systems, die den Wert innerhalb des Systems selbst erzeugen.

Systeme wie Craigslist [ein englischsprachiger Online-Anzeigendienst] beweisen, dass man einen globalen Marktplatz mit nur 35 oder 40 Angestellten betreiben kann.

Man sieht also bei Craigslist oder Yelp und all der freien Software da draussen, auch Youtube: der Hebeleffekt [Kosten-Nutzen-Faktor] ist sehr beeindruckend. Der Hebeleffekt ist so enorm, dass die Anzahl der benötigten Angestellten zum Betrieb dieser Systeme extrem klein ist.

Und dennoch geht die Anzahl der möglichen Nutzer mit Zugriff darauf in die Hunderte Millionen.

Das ist meine Denke an dieser Stelle: Was wenn wir diese Systeme kombinieren würden? Wir können die Konturen eines Wirtschaftssystems erkennen, das vollständig dezentral organisiert ist und sein eigenes Geld schöpft und verwendet, und das eher eine soziale Wirtschaft darstellt, als eine im engeren Sinne rein finanzielle Wirtschaft.

Und damit meine ich, was versehen wir mit Wert in dieser Wirtschaftsstruktur?

Und ich nenne das, und ich denke andere können mir hier folgen, eine soziale Wirtschaft.

Dies bedeutet, sinnvolle Arbeit und Vollbeschäftigung haben einen höheren Wert als Gewinne.

Gewinne sind immernoch wichtig und eine gute Sache, aber es geht nicht mehr nur noch ausschließlich darum.

CS:

Verstanden. Und Sie nennen das dann die Gemeinschaftsarbeitsintegralgeldwirtschaft, englisch Community Labour Integrated Money Economy, kurz C.L.I.M.E. [ähnlich engl. to climb, zu dt. klettern].

CHS:

Und das ist selbstverständlich ein kleines Wortspiel, indem wir nämlich damit aus dem Morast der Nicht-Nachhaltigkeit und des Niedergangs herausklettern in ein besseres und nachhaltigeres System.

Die Idee hier ist es die Geldschöpfung, die Arbeit und die Gemeinschaft auf eine Weise zu integrieren, von der wir momentan annehmen, dass sie wie durch Zauberei gescheiht.

Bildlich gesprochen legen wir momentan alles unters Kopfkissen, um dann am nächsten Tag aufzuwachen und, hey!, wie durch ein Wunder hat Geld Arbeitsplätze erzeugt und eine Gemeinschaft und all das.

Ich glaube nicht, dass es so läuft.

Wenn wir mit Geld so umgehen wie im Moment die Zentralbanken und es den Leuten ganz oben auf der Wohlstandspyramide geben, werden sie einfach das Geld nehmen und bestehende Ertragsströme aufkaufen.

Und sie überbieten diejenigen von uns, die Ersparnisse haben.

Deshalb haben wir die Schere zwischen Arm und Reich. Weil die Leute ganz oben unbegrenzten Zugang zu Kapital haben und damit den Rest von uns bei den besten Wirtschaftsgütern überbieten können.

Wir werden an diesem System nichts ändern, solange wir nicht die Schöpfung und die Verteilung des Geldes ändern.

Falls ich mir Hunderte Millionen Dollar für fast nichts leihen kann, mir damit ein Mehrfamilienhaus kaufe und dann die Mieten verdopple, was im heutigen Wirtschaftsystem effektiv ja so passiert, dann habe ich keinen einzigen Arbeitsplatz geschaffen.

Ich habe ausschließlich Miete abgeschöpft. Ich entziehe also jetzt meinen Mietern mehr Wohlstand und habe dabei keine Arbeitsplätze geschaffen.

Die Idee, dass die momentane Geldschöpfung aus dem Nichts auf magische Weise Arbeitsplätze schaffen wird, ist vollständig abwegig.

Sie entbehrt jeglicher Substanz.

CS:

Das sehe ich auch so. Und Ihr Beispiel der Zentralbank, die Quantitative Easing [dt. “Mengenmäßige Lockerung”, d.i. Vermehrung der Geldmenge] einsetzt, um Kaptialkosten zu verringern, damit Unternehmen Fremdkaptial aufnehmen und damit ihre eigenen Aktien zurückkaufen;

das schafft auch keinen einzigen neuen Arbeitsplatz.

Es dient nur einer Veränderung der Bemessung der eigenen Einnahmen, damit diese höher erscheinen.

Und in einem anderen Beispiel, in dem dieses kostengünstige Fremdkapital dafür eingesetzt wird, die Automatisierung auszubauen, wird ebenso kein einziger neuer Arbeitsplatz geschaffen.

Es gibt also eine ganze Bandbreite an Beispielen, die Sie geben und in denen unser aktuelles System strukturell nicht zur Verbesserung der Bedingungen der Bevölkerung führt.

Und noch eines Ihrer Argumente halte ich für sehr wichtig.

Und das ist die Funktionsweise der verschiedenen Wirtschaftssysteme, seien sie sozialistisch, demokratisch, marxistisch oder kapitalistisch - sie sind von Natur aus nie ideologisch.

Es waren nie Ideologien, aus denen sie per se resultierten.

Vielmehr waren es die Abläufe der Menschen in den jeweiligen Gebieten, die ursächlich waren.

Oftmals kamen Ideologien im Nachhinein als eine Art der Legitimierung hinzu.

Jedoch bei dem aktuellen Wirtschaftssystem, und vermutlich auch bei dem, auf das wir zusteuern, und auch bei dem System das Sie vorschlagen, geht es nicht um Ideologie.

Es geht vielmehr um Kausalität und das, was besser funktionieren wird.

Und das bedeutet es ist wirklich von unten nach oben gestaltet, und nicht von oben nach unten.

CHS:

Das ist ein wichtiger Punkt, Cris. Und sie haben Recht was die Wirtschaftssysteme und ihre Legitimität oder Legitimierung durch das Ergebnis angeht.

Anders gesagt, wir können ein Wirtschaftssystem links, rechts oder konservativ oder was auch immer nennen, aber das System erzeugt seine Ergebnisse unabhängig von unseren Überzeugungen. Das ist ein Schlüsselelement von systemischem Denken. Wir müssen unsere Meinungen und ideologischen Neigungen zu den wirtschaftlichen Mechanismen hinter uns lassen und auf die Ergebnisse schauen.

Und das ist selbstverständlich ausserordentlich schwierig für uns Menschen, weil wir unsere Identität auf unsere politischen und spirituellen Überzeugungen gründen und es deshalb sehr schwierig für uns ist, Entscheidungen zu treffen, die auf Fakten basieren.

Aber das ist wirklich der Teil des Dezentralisierungsprozesses den Sie ansprechen, der auch der Motor der Dezentralisierung ist: Sie funktioniert einfach besser.

Sie schafft bessere, schnellere und kostengünstigere Ergebnisse als das aktuelle System.

Nur um ein schnelles Beispiel zu geben, und ich bin sicher Sie können viele andere nennen:

Eine Menge Leute fühlen, dass etwas wie eine Mietpreissteuerung eine sehr gute Idee ist.

Wir können auch von Gerechtigkeit sprechen. Und es gibt soziale Gerechtigkeit, indem man Mieten niedrig hält.

Und wir alle verstehen, das ist eine gute Idee. Wir wollen niedrige Mietpreise für Menschen, die kein hohes Einkommen haben.

Aber wenn wir uns die Daten anschauen zeigt sich, dass wir dadurch in Wirklichkeit genau das zerstören, was wir haben wollen. Nämlich reichlich Wohnraum zu verschiedenen Preisen.

Das heisst, diese Idee von der Mietpreissteuerung funktioniert einfach nicht. So gern wir die Idee auch haben mögen oder die Ziele der sozialen Gerechtigkeit schätzen und all das.

Wir müssen das System so auslegen, dass es die gewünschten Ergebnisse zeitigt.

Und das ist eine andere Sache, als an Ideologien zu glauben.

CS:

Ich könnte nicht mehr zustimmen. Wir sprachen heute mit Charles Hugh Smith, der Titel seines Buches lautet

A Radically Beneficial World: Automation, Technology and Creating Jobs for All, The Future Belongs to Work That Is Meaningful (ISBN-13: 9781517160968, 226 Seiten, Exzerpte hier)

Ich möchte dieses Buch allen unseren Zuhörern wärmstens empfehlen.

Charles, Ihnen möchte ich danken und Sie haben wirklich ein exzellentes Buch geschrieben.

CHS:

Vielen Dank, Cris, es war mir ein Vergnügen.


Das Interview führte Cris Sheridan, mit freundlicher Genehmigung hier abgedruckt. Übersetzung: Redaktion