Nachhaltigkeit hängt von der Systemgröße ab, siehe Venezuela, sagt Charles Hugh Smith

Nur in kleinen Systemen ist nachhaltig sichergestellt, dass man etwas zu verlieren hat -

durch Konsequenzen, Verantwortlichkeit und Aufsicht.

Mehrere Unterhaltungen die ich kürzlich auf der Peak Prosperity Konferenz in Sonoma, Californien, hatte, verhalfen mir zu der Einsicht, warum Gesellschaften und Wirtschaften gedeihen oder verderben: Es kommt alleine auf die Größe an.

In einer Unterhaltung mit dem Peak Prosperity Mitglied MemeMonkey wies mich dieser darauf hin, dass soziale und wirtschaftliche Unternehmen, welche bei kleiner Größe (z.B. lokal) gut funktionieren, durch Wachstum und Zentralisierung (z.B. global skaliert) fehlschlagen.

Ich war sofort an den Einfluß der Größenskalierung auf Märkte (Kapitialismus) und Staaten (Sozialismus) erinnert, einem ideologischen Spektrum über das ich kürzlich geschrieben hatte.

Sowohl Märkte als auch Verwaltungen funktionieren gut bei kleiner Größe, weil diejenigen welche die Entscheidungen treffen die Konsequenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen tragen müssen.

In großen, zentralisierten Systemen ist die Spitze der Wohlstands- und Machtpyramide, welche den größten Einfluss ausübt, typischerweise immun gegenüber den Konsequenzen ihrer (eigennützigen) Entscheidungen.

Faktisch sind zentralisierte Hierarchien darauf begründet die oberen Entscheidungsträger von den Konsquenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen zu entkoppeln.

Dies schliesst direkt an Nassim Talebs jüngste Popularisierung [engl. Titel “Skin in the Game”, dt. “Das Risiko und sein Preis”] der kritischen Rolle von Teilnehmern an, die etwas zu verlieren haben, z.B. die persönliche Haftung für die Konsequenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen.

In einer kleinen, lokalen Gruppe ist es grundsätzlich unmöglich für jemanden, sogar für diejenigen an der Spitze der lokalen Wohlstands- und Machtpyramide, den Konsequenzen extraktiver Aktivitäten zu entgehen, welche lokale Ökonomien belasten.

Zum Beispiel, wenn Überfischung die lokale Fischwirtschaft zerstört, dann haben auch die [lokalen] Machthaber keinen Zugriff mehr auf Fisch.

Sollten die Herrschenden daraufhin einen Konflikt mit einem benachbarten Stamm anzetteln, sind sie möglicherweise genauso von Tod oder Verletzung betroffen wie alle anderen Teilnehmer (und sehr wahrscheinlich eher von Tod/Verletzung betroffen, da sie ganz natürlich ein hochwertigeres Ziel darstellen).

Die Geschichte ist reich an Beispielen von Machthabern, welche die Konsequenzen für ihre schlechten Entscheidungen/Strategien tragen mussten.

Während der katastrophalen, römischen Niederlage von Cannae [Apulien] wurde ungefähr ein Drittel der römischen, politischen Elite im Kampf getötet.

Das ist der Inbegriff davon, etwas zu verlieren zu haben, ein Argument das Taleb hinsichtlich der politischen Machthaber anführt, welche frei sind Kriege nach eigenem Ermessen zu führen, ohne dabei Gefahr zu laufen auf dem Schlachtfeld zu fallen.

Kein Wunder ist es so “kostenfrei” für die Machthaber hochgradig zentralisierter Hierarchien ihre desaströse Politik zu verfolgen: sie vermeiden jegliche Konsequenz oder Rückwirkung.

In einer Unterhaltung mit meinem Peak Prosperity Co-Autor Davefairtax, beschrieb Dave die zentrale Rolle der Belohnungsstrukturen beim Betrügen: etwa 20 % der Bevölkerung erfährt eine außergewöhnlich positive, biochemische Belohnung im Gehirn (Dopaminausschüttung), wenn sie bei einer Form des Betrugs nicht entdeckt werden - etwa bei einer Lüge oder Täuschung oder einer erfolgreichen List oder einem geglückten Schwindel.

Eine ähnlicher Anteil der Menschheit ist genetisch dazu veranlagt, eine außergewöhnliche, biochemische Belohnung im Gehirn bei der Feststellung und Entdeckung von Täuschung zu erfahren.

Dave bemerkte mir gegenüber auch, dass menschliche Gruppen (und Gruppen von Primaten wie Affen, Schimpansen, et al.) sehr unruhig werden, sobald die Gerechtigkeitsregeln innerhalb der Gruppe absichtlich missachtet werden.

Betrügen - was man allgemein das “Schmarotzerproblem” nennt, weil Betrüger eine Freifahrt haben auf Kosten all derjenigen, die nach den Regeln spielen und ihre Pflicht erfüllen - lohnt sich.

Männchen, die Kinder in geheimen Verhältnissen mit einer verheirateten Frau zeugen und ihre Gene weitergeben ohne für ihre Nachkommen oder die Mutter zu sorgen.

Betrüger, die unverdient Wohlstand der Allgemeinheit einsacken, indem sie einen Teil des Einkommens und Wohlstands aller anderen an sich abzweigen.

Es gibt also starke Anreize zu betrügen und ähnlich starke Anreize Betrüger aufzuspüren und bloßzustellen, damit sich die Gemeinschaft nicht auflöst und sich nicht jeder alleine der Welt (und möglicherweise feindseligen Gruppen) stellen muss.

Diese Unterhaltung liess mich verstehen was teilweise der Grund dafür ist, dass kleine Märkte und Gruppen erfolgreich sind:

Betrüger müssen in einem kleinen Umfeld arbeiten, in dem ihre Handlungen leichter entdeckt und offengelegt werden können.

Darum ist es sehr viel schwerer mit systemischem Betrug in kleinen Organisationen davon zu kommen.

Vergleichen wir das mit den riesigen, zentralisierten Hierarchien, welche die Dynamik unseres sozio-politisch-wirtschaftlichen Systems steuern (z.B. unsere Produktionsweise).

Betrüger an der Spitze der Wohlstands- und Machtpyramide stellen clevere Anwälte an, um Konsequenzen zu vermeiden. Oder sie kaufen politischen Einfluss/Schutz, und legalisieren damit de facto den Betrug an der Spitze der Pyramide auf systemische Weise.

Sobald wir die kritische Rolle der Systemgröße anerkennen, folgern wir dass zentralisierte Hierarchien nicht effizient funktionieren, weil ihre Größe es zu einfach und zu einträglich für diejenigen an der Spitze der Wohlstands- und Machtpyramide macht zu betrügen und die Konsequenzen zu vermeiden.

Nur kleine Märkte und Entscheidungsstrukturen können langfristig erfolgreich sein, weil nur diese kleinen Systeme nachhaltig “etwas zu verlieren” haben - Konsequenzen, Verwantwortlichkeit und Aufsicht.

Staatlich ausgefertigte Währung (“Geld”) ist die Perfektion eines zentralisierten Systems:

hier ist die venezuelanische Landeswährung, der Bolivar [VEF], eine vormals stabile Währung, die von der venezuelanischen, politisch-ökonomischen Elite entwertet wurde:

https://www.oftwominds.com/photos2018/bolivar-USD2-18.png

[Englisches Original von Charles Hugh Smith vom 18.05.2018 via OfTwoMinds Blog, Diagramm von CHS, übersetzt und ergänzt durch weiterführende Verweise]