Internetpionier Jaron Lanier über die Nicht-Nachhaltigkeit der aktuellen sozialen Medien

Eltern im Silicon Valley sind zunehmend davon besessen, ihre Kinder von Bildschirmen fernzuhalten.

Das schreibt die NYT in einem Artikel, der vor einem Jahr erschien, und fährt fort:

Selbst eine kurze Bildschirmzeit kann so süchtig machen, dass einige Eltern glauben, dass es am besten ist, wenn ein Kind eines dieser glitzernden Rechtecke weder berührt noch sieht. Schließlich verstehen diese besonderen Eltern den Reiz der Bildschirme sehr gut.

Von Cupertino bis San Francisco hat sich ein wachsender Konsens herausgebildet, dass Bildschirmzeit für Kinder schlecht ist. Daraus folgt, dass diese Eltern nun von den Kindermädchen verlangen, dass sie Telefone, Tablets, Computer und Fernseher jederzeit ausgeschaltet und versteckt halten. Einige formulieren sogar “Kein Telefon Verträge”, die eine unbefugte Bildschirmexposition von Null garantieren, die von ihren Kindermädchen unterzeichnet werden müssen.

“Die Menschen, die der Technologie am nächsten stehen, sind zu Hause am strengsten”, sagte Lynn Perkins, die Geschäftsführerin von UrbanSitter, einer Firma mit 500.000 KinderbetreuerInnen im eigenen Netzwerk. “Wir sehen diesen Trend bei unseren Nannies sehr deutlich.”

Die Telefonverträge sehen grundsätzlich vor, dass sich eine Nanny verpflichten muss, keinen Bildschirm für irgendeinen Zweck vor dem Kind zu benutzen.

Jaron Lanier, Internetpionier und Autor des Buches “Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst” (ISBN-13 9783455004915), sagte in einem Interview (youtube) letztes Jahr:

“Wir haben diese bizarre Gesellschaft geschaffen, die beispiellos ist, in der, wenn zwei Personen über das Internet kommunizieren wollen, der einzige Weg, wie das passieren kann, der einzige Weg, wie das finanziert wird, ist durch Dritte, die glauben, dass diese beiden auf hinterhältige Weise manipuliert werden können. Es ist eine verrückte Art, die Gesellschaft zu strukturieren. […]

Sobald man sieht, dass es Alternativen gibt, erkennt man, wie seltsam das ist, und wie wenig nachhaltig das ist. […]

Ich neige dazu zu denken, dass die Manipulationszeit, in der die Kinder von Algorithmen beobachtet und von ihnen beeinflusst werden, weitaus schlimmer ist, als die reine Bildschirmzeit selbst. […]

Wenn jeder universell Teil dieser Sache ist, können wir keine Perspektive haben, wir können kein echtes Gespräch führen. […]

Wir brauchen mehr Menschen, die sich außerhalb dieser Schleife befinden, die ohne die Manipulation denken. Und ich denke, wir werden es außerordentlich wertvoll finden, sie zu haben.”

EDIT vom 13.10.2019: Most Popular Social Networks 2003 - 2019 (youtube, Animation)